Anregungen für eine "wert-volle" Erziehung
10 Anregungen
So kann wert-volle Erziehung gelingen
Torsten Stein,
Schulleiter RS Bad Kissingen
1. Berücksichtigen Sie die Bedürfnishierarchie
+ achten Sie auf mind. 8-9 Stunden Schlaf,
+ einen geregelten Tagesablauf mit
+ gemeinsamen Mahlzeiten und guter Ernährung
+ viel trinken nicht vergessen!
2. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen
+ Der Übergang von der strikten Führung zum demokratischen
Verhältniszwischen Eltern und Kind darf nicht zu früh
stattfinden.
+ Kinder sind niemals Partnerersatz.
+ Das gelingen Ihrer Erziehung bemisst sich nicht daran, ob
Sie Ihrem Kind immer jeden Wunsch erfüllen.
+ Ersparen Sie Ihrem Kind ernste Erwachsenenthemen.
+ Kinder brauchen kein Wellness und keinen bilingualen
Kindergarten, sondern Zeit und Platz zum Spielen.
+ Kind-sein hat einen Wert in sich selbst und muss mehr
bedeuten, als nur Vorbereitung auf das Erwachsenenleben.
3. Es muss nicht alles ausdiskutiert werden
+ Lassen Sie Ihren Kindern gegenüber keinen Zweifel an Ihrem
Führungsstil aufkommen.
+ Unwichtige, bereits ausdiskutierte und organisatorische Fragen
stehen nicht ständig neu zur Debatte. Bekämpfen Sie den
angeborenen Egoismus Ihrer Kinder.
+ Akzeptieren Sie auf eben genannten Problemen keine
"warum" - oder "ja, später",- Antworten.
Lassen Sie sich nicht auf Diskussionen ein.
Verschwenden Sie nicht Ihre Zeit und Energie.
+ Nutzen Sie Ihre Zeit und Energie, um die wirklich wichtigen
Fragen Ihres Miteinanders mit Ihren jugendlichen Kindern
zu diskutieren.
4. Die Familie ist viel, aber nicht alles
+ Sozialisation = Einfügung in die Gesellschaft, diese gelingt nicht
nur durch die Kleingruppe der Familie.
+ Mannschaftssportarten, Musikvereine, und Jugendverbände
sind optimale Sozialisierer.
+ Sport ist optimal, um Aggressionen sinnvoll zu kanalisieren.
5. Seien Sie ein gutes Vorbild - ein Vorbild sind Sie sowieso
+ Wie erklärt ein Raucher seinem Kind, dass es nicht rauchen soll?
+ Halten Sie Ihr Wort - in beide Richtungen.
+ Je jünger eine Kind ist, desto mehr tut es Dinge für die Eltern
oder für den Lehrer und nicht, weil es den Sinn einer Handlung
versteht.
+ Es gibt nichts Peinlicheres für Kinder als Eltern, die sich für
unheimlich jugendlich halten.
6. Zur gelungenen Erziehung gehört beides -
Liebe und Konsequenz
+ Hüten Sie sich davor, unbewusst in eine der drei Stufen der
Beziehungsstörung zu Ihrem Kind zu rutschen.
Lassen Sie es nicht zu, dass der Schwanz mit dem Hund wedelt.
+ Verhindern Sie, dass Ihr Kind die "Ich.Alles. Sofort." - Mentalität
annimmt.
Güte und Nachsicht sind wichtig, aber nicht unbegrenzt belastbar.
+ Eltern (und Lehrer) fällt es meist viel schwerer, streng und
konsequent zu handeln, als es Kinder und Jugendlichen fällt,
Strenge und Konsequenz zu akzeptieren.
+ Die Folgen einer inkonsequenten Erziehung hat am Ende Ihr Kind
zu tragen.
Also setzen Sie altersgerechte Grenzen und achten Sie
konsequent auf deren Einhaltung.
+ Geben Sie Ihrem Kind die Autorität und Struktur, nach der es
sich sehnt.
+ Körperliche Strafen sind anzulehnen.
7. Kinder und Lehrer brauchen einen Vertrauensvorschuss
+ Überbehüten Sie Ihr Kind nicht - Sie helfen damit niemanden.
+ Negativerlebnisse gehören ganz wesentlich zu jeder Art von
psychischer Reifung mit dazu - sie verhindern zu wollen,
kann wichtige Reifeprozesse blockieren (siehe M. Winterhoff).
+ Erziehen bedeutet zuwenden und begrenzen. Das gilt genauso für
Lehrer, wie für die Eltern. Lehrer können jedoch nicht erziehen,
wenn das Elternhaus gegen die Schule arbeitet und erwartet,
dass in der Schule alles getan wird, was das Kind aktuell gern möchte.
Wir Lehrer brauche Ihr Vetrauen und Ihre Unterstützung.
+ Geben Sie ihr Kind nicht an eine Schule, der Sie nicht vertrauen.
Verzichten Sie im Zweifelsfall lieber auf eine kostenfreie
Beförderung und melden Sie Ihr Kind an der Schule an, der
Sie einen Vertrauensvorschuss geben können.
8. Nehmen Sie sich Zeit
+ Sorgen Sie für Ent - schleunigung: Überfrachten Sie Ihr Kind nicht
mit Erwartungen und Terminen.
+ Stoppen Sie den Medienwahn!
+ Für Kinder gilt: Medienkompetenz entsteht erwiesenermaßen NICHT
durch Mediennutzung, sondern durch Medienverzicht, deshalb:
Fernseher, Spielkonsolen und PC raus aus dem Kinderzimmer.
+ Kontrollieren und begrenzen Sie den Medienkonsum Ihrer Kinder.
+ Verbringen Sie als Familie Qualitäts - Zeit miteinander.
+ Vergeuden Sie keine Zeit mit überflüssigen Diskussionen
(siehe Punkt 3).
9. Ordnung und Anstrengung sind das halbe Leben
+ Ordnung verschafft Sicherheit. Äußere Ordnung verhilft zu
innerer Ordnung, deshalb:
+ Bestehen Sie auf einem durch Eltern festgelegtes Mindestmaß an
Ordnung im Kinderzimmer und bei der Kleidung Ihrer Kinder.
+ Bestehen Sie auf ordentlichen Umgangsformen. Grüßen, Bitte und
Danke, Augenkontakt beim Gespräch, den gegenüber aussprechen
lassen - dies sollte in Zukunft wieder selbstverständlich sein.
Bestehen Sie auf Pünktlichkeit.
+ Wahres Glück entsteht aus gelungener Anstrengung, nicht aus Genuss.
Flow statt Kick!
+ "Nicht jedes Kind hat das Privileg, in bescheidenen Verhältnissen
aufwachsen zu dürfen" (B. Bueb)
+ Bringen Sie Ihrem Kind unbedingt bei, auf den zweiten Marshmallow
zu warten!
Fähigkeit zum Belohnungsaufschub und Selbstdisziplin sind DIE
Garanten für ein glücklichen und erfolgreiches Leben.
+ Überschätzen Sie die Bedeutung der Begabung nicht: Begabung
ist nichts, wenn nicht Fleiß und Disziplin dazu kommen.
10. Bleiben Sie gelassen
+ Humor ist ein vorzügliches Merkmal guter Erzieher.
+ Man kann auch mit einem Schmunzeln konsequent sein.
+ Erinnern Sie sich an Ihre eigene Kindheit. Wenn Sie gut war,
handeln Sie so, wie Ihre Eltern es getan hätten.
+ Wissenschaftler behaupten: Bisher ist jede Pubertät vorbei
gegangen.
+ Machen Sie es so gut wie möglich, aber erwarten Sie von sich
selbst keine Perfektion.